Im Live-Chat von 20 Minuten von letzter Woche zum Thema ‘Lohnzufriedenheit’ stellte der Leser Marcel folgende Frage: ‘Ist es ratsam, beim Lohnpoker mit einem neuen Arbeitgeber mal 10 Prozent auf den Wunschlohn draufzuschlagen?’ Der Personalexperte Matthias Mölleney antwortete dazu: ‘Ja, ich bin zwar ein Gegner solcher Pokerrunden, aber es gibt sie halt immer noch sehr häufig. Und beim Pokern musst du erstmal mehr fordern, um am Ende den Wunschlohn zu erreichen.’

Wann haben Sie das letzte Mal gepokert und gewonnen? Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich Marcel einen etwas anderen Rat gegeben …. Denn: Wieviel eine Firma einem neuen Mitarbeiter zu zahlen bereit ist, hängt nicht in erster Linie davon ab, was dieser Mitarbeiter bisher verdient hat. Die Bestimmung des Lohns für einen neuen Mitarbeiter hängt von vielen anderen Faktoren ab. Zum Beispiel, ob das Unternehmen national oder international tätig ist, um welche Branche es sich handelt (ein kaufmännischer Angestellter im Banking verdient in der Regel etwas mehr als in einem Industriebetrieb), wie das Lohngefüge im Team aussieht, zu welchem der neue Mitarbeiter dazustossen würde, wie der Ausbildungs- und Erfahrungshintergrund des neuen Mitarbeiters aussieht usw. Insbesondere das Lohngefüge im bestehenden Team ist oftmals matchentscheidend in den Lohnverhandlungen. Denn kommt ein neuer Mitarbeiter ins Team mit 30% mehr Lohn als alle anderen (bei gleichem Erfahrungsschatz und Kompetenzen), ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Teamspirit im Eimer ist.

Wenn Marcel der neuen Vorgesetzten eine fixe Zahl vorschlägt, welche nur auf seinem bisherigen Salär basiert, kann er ganz schön gegen die Wand rennen. Er riskiert unter Umständen sogar, dass er als Kandidat aus dem Rennen fällt, wenn seine Forderung nicht in die Bandbreite passt, welche die Vorgesetzte hat. Ich würde Marcel eher empfehlen, dass er mit einer flexiblen Bandbreite ins Gespräch geht – das obere Ende im Pokerbereich, das untere Ende etwas höher als was seine Schmerzgrenze ist. Ich bin der Meinung: Wenn er dazu noch seine Stärken und sein Potenzial glaubhaft darlegen kann, dann bleiben seine Chancen intakt, in der Lohnverhandlung dabei zu bleiben.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Lohnverhandlung für Ende dieses Jahres oder für Ihre neue Stelle!